Aus der Donau-Zeitung vom 30.09.1996
Harald Buttler (PDS) und Senatorin Beate Hübner dirigieren beim Festabend bayerischen Defiliermarsch
Lauingen. Die Nachbarschaftsparkbank, die gestern an der Segrèpromenade in Lauingen von den Dillinger Berlin-Freunden übergeben wurde, ist nach innen gewölbt. „Wer auf der Bank sitzt, rückt zusammen, ob er will oder nicht“, sagte der Vorsitzende des Bundes der Berliner, Hubert Götz, bei der Übergabe. Zusammengerückt sind bei den „Marzahner Tagen“ auch Lauinger und Menschen aus dem Berliner Stadtbezirk.
Insbesondere der Festabend am vergangenen Samstag, das Volksfest von Marzahnern und Lauingern, brachte in der Stadthalle „ein starkes Stück Berlin“ auf die Bühne. Aber auch die Lauinger, allen voran die Fanfare Brass Band und die Stadtkapelle wirkten beim bunten Abend mit, der schließlich die letzten weltanschaulichen Vorbehalte sprengte. So durften die Berliner Senatorin Beate Hübner (CDU) und PDS-Bürgermeister Buttler den bayerischen Defiliermarsch dirigieren; Buttler und Barfuß waren später auch bei einer Polonaise durch die Stadthalle mit von der Partie.
Gegenbesuch 1997 geplant
Als ein „Kennenlernen von Menschen in Ost und West“ würdigte Götz die Marzahner Tage. Damit dies „keine Einbahnstraße“ werde, kündigte Götz für 1997 einen Gegenbesuch in Berlin an. „Viele hatten Parteiprogramme befürchtet – und Berliner sind gekommen“, sagte Bürgermeister Barfuß. Es müsse doch glücklich stimmen, die Hauptstadt in Lauingen zu Besuch zu haben. Die Marzahner Tage des Bundes der Berliner sollten mithelfen, „daß Menschen im geeinten Vaterland zusammenwachsen“. Das meinte auch der Marzahner Vize-Fraktionsvorsitzende der SPD, Günther Krug: „Wir bringen das zusammen, was zusammengehört.“
Welt ist in Ordnung
Senatorin Beate Hübner, die ebenfalls im Berliner „Plattenbau-Bezirk“ mit seinen rund 160 000 Einwohnern lebt, sagte, sie komme gerne nach Bayern und habe das Gefühl, „daß hier die Welt noch in Ordnung ist“. Die Hauptstadt erlebe eine schöne und schwierige Phase: „Berlin wächst zusammen, aber teilweise im Chrash-Kurs.“ Die Senatorin für Gesundheit und Soziales freute sich über den guten Besuch, der großes Interesse an Berlin bekunde. Es waren aber nur 300 Besucher in der Stadthalle, und das bei etwa 140 Marzahnern.
Harald Buttler wies darauf hin, daß die Politiker gar nicht für die Lauingen-Reise verantwortlich seien: „Die Menschen haben es gewollt, daß wir nach Bayern kommen.“ Und die Politiker hätten schließlich „mit dem Herzen ja gesagt“, sagte Buttler.
Dance Attack begeisterte
Die Marzahner Promenadenmischung eröffnete schließlich den bunten Teil des Volksfestes von Schwaben und Berlinern, indem sie den Bezirk Marzahn auf eine nette Weise musikalisch vorstellten. Fetzige Berliner Lieder der „Marzahner Jören“ wechselten mit Tänzen oder den Auftritten von Clowns und Berliner Bären. Power hatte auch die peppige Show der Tanzformation Dance Attack. Lin Müller von der Marzahner Musikschule, die schon am Freitagabend bei der Disco von Jugendlichen im Speisesaal des Internates begeistert hatte, lockte mit Rock-´n´-Roll-Klassikern Tänzer auf die Bühne. Dem in nichts nach stand die Lauinger Stadtkapelle, die mit „Boogie and Boogie“ auch Harald Buttler auf der Tanzfläche hielt.
Nette Tombolapreise
Bei der Tombola, die den Austausch Lauingen-Marzahn fördern soll, gab es nette Preise. Alber Lacher (früher SPD, jetzt FUW) beispielsweise gewann eine Reise mit dem SPD-Landtagsabgeordneten Straßer ins Maximilianeum. Auch die Marzahner Gruppen, die am Samstag in der Innenstadt und im Kaufhaus Mützel musiziert hatten, waren vom Besuch an der Donau angetan. „Das ist ein ganz nettes Städele“, meinte Drehorgelmann Axel Stüber. „Ganz phantastisch“ findet auch Wolfram Spiller Lauingen. Und auch Passanten in der Herzogstadt freuten sich, „daß endlich was los ist“.
Fußball, Tennis, Volleyball
Nur der Marzahner Reiseorganisator Horst Löser ärgerte sich ein wenig über den Medienrummel, den der Besuch von Buttler in Bayern ausgelöst habe: „Von den 140 Marzahnern, die mit Lauingern Fußball, Tennis, Volleyball gespielt und gefeiert haben, sind ganze zwei Mitglieder der PDS“, betonte der Vorsitzende des TSV Marzahner Füchse.
Bv