Aus der Berliner Zeitung vom 27./28. Februar 1999
Die Vielfalt eines Bezirks auf 256 Seiten: So dick ist das Festbuch, das Marzahn zu seinem 20jährigen Jubiläum herausgebracht hat. Ein Jahr lang hatte das Festkomitee nach Zeitzeugen gesucht, die ihre Erinnerungen zu Papier bringen wollten. 110 Marzahner meldeten sich und schickten 126 Beiträge.
Reportagen wechseln mit Gedichten und Liedtexten – stilistische Vorgaben wurden nicht gemacht. Manche Schreiber haben regelrechte Liebeserklärungen an den Bezirk verfaßt; andere suchten sich ein Lieblingsobjekt heraus, beschreiben die Mühle oder das Biesdorfer Schloß. Das kürzeste Stück im Band ist eine sechszeilige Ode an die Wuhle von Petra Urbaniak; der längste Beitrag ist sechs Seiten lang. Er stammt vom ehemaligen Stadtbaudirektor und Marzahn-Planer Günter Peters sowie von Wirtschaftskreis-Chef Wolfgang Loos. Beide schildern faktenreich die Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Marzahn. Auch Bezirkspolitiker, Kirchenvertreter und Sprecher von Initiativen und Vereinen melden sich zu Wort. Wie eine „persönliche Novemberrevolution“ hat Sozialstadträtin Cornelia Reinauer ihren Entschluß empfunden, als gebürtige Schwäbin und Wahl-Kreuzbergerin b1995 in Marzahn zu kandidieren. Heimatdichter Horst Rennhack erzählt von einer ungewöhnlichen Hochzeit und preist die Vorzüge der „Marzahner Alpen“ – den Kienberg. Bernd Engeling, Komponist und Chorleiter, hat eine musikalische Hymne auf Marzahn verfaßt. Refrain: „Marzahn ist mehr als man denkt, das merkt auch der, der noch an Vorurteilen hängt.
Viele Zeitzeugenberichte erinnern an den Pioniergeist der sogenannten „Gummistiefelzeit“, als Marzahn noch einer Baustelle glich. „Das Umfeld war noch ziemlich öde, Bauschutt und Schlammweg – einfach blöde“, reimt ein Marzahner unter dem Pseudonym „Kogü“.
Miriam Hollstein