Weihnachtsfeier 1998

Schneewittchen

(Frei nach dem Märchen der Brüder Grimm)

Es war einmal mitten im Winter, und die Schneeflocken fielen wie Federn vom Himmel herab, da saß die Königin Boesecke am Fenster, das einen Rahmen von schwarzem Ebenholz hatte, und nähte. Da stach sie sich in den Finger, und es fielen drei Tropfen Blut in den Schnee. Und weil das Rote im weißen Schnee so schön aussah, dachte sie bei sich: „Hätt ich ein Kind so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie das Holz an dem Rahmen.“ Bald darauf bekam sie ein Töchterlein, die Haut so weiß wie Schnee, die Lipp‘, Mann, so rot wie Blut und die Haare so schwarz wie Ebenholz und ward darum das Schneewittchen genannt. Und wie das Kind geboren war, starb die Königin. Über ein Jahr nahm sich der König Sültmann eine andere Gemahlin, die schöne, aber stolze und übermütige Frau Mischinski. Sie hatte einen wunderbaren Spiegel, den sie oftmals fragte: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ Und er antwortete: „Frau Königin, Ihr seid die Schönste im Land!“ Da war sie zufrieden, denn der Spiegel sagte immer die Wahrheit. Schneewittchen aber wuchs heran und wurde immer schöner. Als sie siebzehn Jahre alt war, war sie schöner als die Königin selbst. Darum antwortete der Spiegel eines Tages: „Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, aber Schneewittchen ist tausendmal schöner als ihr!“ Da erschrak die Königin, und vor Neid und Hass befahl sie dem Jäger Nitzschke, Schneewittchen im Wald zu töten. Der hatte aber Mitleid und ließ das Mädchen laufen. Er erlegte einen jungen Hirschmeier und brachte dessen Lunge und Leber der Königin als Wahrzeichen mit. Die ließ sich von den Köchen Göritz und Kruschwitz die Innereien zubereiten und meinte, dass sie Schneewittchens Lunge und Leber gegessen hätte.

Schneewittchen aber lief durch den großen Wald und gelangte nach Zegenhagen. Dort stieg sie über die Rosenberger Hecke und gelangte an ein kleines Häuschen, in dem alles zierlich und rein war. Nachdem sie etwas gegessen und getrunken hatte, legte sie sich todmüde ins Bett. Als es dunkel geworden war, kamen die Herren des Blockhauses, die sieben Zwerge. Sie bemerkten gleich, dass nicht alles in Ordnung war. Der 1. Zwerg Drese sprach: „Wer hat auf meinem Stühlchen gesessen?“ Der 2. Zwerg Giese: „Wer hat von meinem Tellerchen gegessen?“ Der 3. Zwerg Schepe: „Wer hat den Bellack von meinem Brötchen genommen?“ Der 4. Zwerg Szczepecki: „Wer hat von meinem Gemüschen gegessen?“ Der 5. Zwerg Gowdet: „Wer hat mit meinem Gäbelchen gestochen?“ Der 6. Zwerg Wedereit: „Wer hat mit meinem Messerchen geschnitten?“ Der 7. Zwerg Gerlach: „Wer hat aus meinem Stürzebecher getrunken?“ Da entdeckten sie das schlafende Schneewittchen. Am nächsten Morgen erzählte sie, was sich zugetragen hatte. Die Zwerge beschlossen, dass Schneewittchen bei ihnen bleiben durfte. Sie sollte den Haushalt führen und keine Fremden hereinlassen. Die Zwerge gingen wieder zur Arbeit in die Berge und suchten nach Erz und Goldack.

Inzwischen hatte die böse Stiefmutter von ihrem Spiegel erfahren: „Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, aber Schneewittchen über den Melsheimer Bergen bei den sieben Zwergen ist noch tausendmal schöner als Ihr!“ Da erschrak sie und beschloss, Schneewittchen nun endgültig umzubringen. Sie verkleidete sich als Kramer, fragte unterwegs die Zwillinge Schmidt nach dem Weg und gelangte schließlich zum Haus der sieben Zwerge. Dort klopfte sie an die Scheibe und bot Schneewittchen einen herrlichen Schnürriemen aus ihrem Kossack an. Diese öffnete leichtsinnig die Tür und fiel tot um, als die Königin den Riemen festschnürte. Doch die Zwerge schnitten abends den Riemen mit einer Bartschere durch und retteten das Mädchen. Am nächsten Tag versuchte die Königin erneut ihr Glück. Als Schmied verkleidet, holte sie aus einem Beutel einen wunderschönen Kamm. Schneewittchen war vorsichtig und ließ niemanden ins Haus, aber vom vergifteten Kamm fiel sie tot zu Boden und hörte die Englinge im Himmel singen. Abends fanden die Zwerge den Kamm und erweckten das Mädchen wieder zum Leben. Am dritten Tag versuchte es die böse Stiefmutter mit einem vergifteten Apfel. Als sie, wie ein Voigt verkleidet, den weißen Teil des Apfels aß, schöpfte Schneewittchen keinen Verdacht, biß jedoch in den roten Teil und fiel sofort tot um. Diesmal konnten die Zwerge nichts finden. Sie trauerten und bauten einen gläsernen Sarg, damit alle Waldbewohner sie sehen und bewundern konnten.

Da geriet der Königssohn Maudrich in den Wald, der gerade einen Füllhasen jagte und plötzlich den Sarg entdeckte. Er verliebte sich sofort in das Mädchen und bat die sieben Zwerge, ihm den Sarg zu überlassen. Diese hatten Mitleid und sagten zu. Der Königssohn ließ den Sarg von seinen Dienern Reinhardt und Reinhold und zwei Jägern auf den Schultern forttragen. Da stolperte hinten der kleine Krull mit seinem Wockenfuß über einen Haustein, und der Sarg fiel in den Enzian. Dabei fuhr der vergiftete Apfel aus Schneewittchens Hals. Sie öffnete die Augen und war wieder lebendig. Da krähte der Hahn Henning vor Freude, der Königssohn wurde zum Scherzer und alle gerieten in Wohlfahrt. Schneewittchen gefiel der Königssohn gut, und sie beschlossen zu heiraten. Weil sein Vater, König Wenzel, nichts dagegen hatte, nahm er einen Seidel Bier und stieß mit seiner Frau, Königin Schilonka, an. Onkel und Tandel luden den Chor und die Tanzgruppe der Marzahner Promenaden-Mischung ein, und so feierten alle ein rauschendes Hochzeitsfest.

(Geschrieben und vorgetragen von B. Engling auf der Chorweihnachtsfeier am 9. Dezember 1998 unter Verwendung der Namen aller Chorkinder und Erwachsenen der Marzahner Promenaden-Mischung)