Der Froschkönig
(Frei nach dem Märchen der Brüder Grimm)
In alten Zeiten lebte König Friedrich von Burkov, dessen Töchter Bengsch und Günes waren alle schön, aber die jüngste Ciolac war so schön, dass die Sonne sich verwunderte, sooft sie ihr ins Gesicht schien. Nahe bei dem Schloss des Königs lag hinter dem Kohlhagen ein großer dunkler Wald, und unter einer alten Linde war ein Brunnen. Wenn der Tag recht heiß war, so ging das Königskind hinaus in den Wald und setzte sich an den Rand des kühlen Brunnens, und wenn sie Langeweile hatte, so nahm sie eine goldene Kugel, warf sie in die Höhe und fing sie wieder, und das war ihr liebstes Spielwerk.
Nun trug es sich einmal zu, dass die goldene Kugel vorbei auf die Erde schlug und an der Heidecke ins Wasser hineinrollte. Da fing sie an zu weinen und konnte sich gar nicht trösten. Und wie sie so klagte, rief ihr jemand zu: „Was hast du, Königstochter, du schreist ja, dass sich ein Stein erbarmen möchte.“ Sie sah sich um und erblickte einen Frosch, der seinen dicken hässlichen Kopf aus dem Wasser streckte. „Ach, du bist es, alter Wasserpatscher“ sagte sie, „ich weine über meine goldene Kugel, die mir in den Brunnen hinabgefallen ist.“ „Sei still und weine nicht, ich kann wohl Rat schaffen, aber was gibst du mir, wenn ich dein Spielwerk wieder heraufhole?“ „Was du haben willst, lieber Frosch“ sagte sie. Der Frosch antwortete: „Wenn du mich liebhaben willst, und ich soll dein Spielkamerad sein, an deinem Tischlein eng lings neben dir sitzen, von deinem goldenen Tellerlein essen, aus deinem Becherlein trinken und in deinem Bettlein schlafen, wenn du mir das versprichst, so will ich hinuntersteigen und dir die goldene Kugel holen.“ „Ach ja“ sagte sie, „ich verspreche dir alles, was du willst, wenn du mir nur die Kugel wiederbringst.“ Der Frosch, als er die Zusage erhalten hatte, rief: “Petry heil, ich will es wagen!“ Er tauchte unter und warf die Kugel ins Gras. Die Königstochter war voll Freude, hob es auf und sprang so flink damit fort, dass der Frosch ihr nicht folgen konnte. Der sagte nur traurig: „Ditte ist mir viel zu schnell.“
Am andern Tag, als sie sich mit dem König, dem Hofmann, dem Krieger Wilhelmi, dem Schulz und allen Hofleuten zur Tafel gesetzt hatte und von ihrem goldenen Tellerlein aß, da klopfte es an der Tür: „Königstochter, jüngste, mach mir auf.“ Als sie aufmachte, so saß der Frosch davor. Sie sah in seine Augen, warf die Tür hastig zu, setzte sich wieder an den Tisch, und ihr war ganz angst. Der König sprach: „Mein Kind, was fürchtest du dich, steht etwa ein Riese vor der Tür und will dich holen?“ „Ach nein“, antwortete sie, „es ist kein Riese, sondern ein garstiger Frosch.“ „Was will der Frosch von dir?“ „Ach, lieber Vater, als ich gestern im Wald bei dem Brunnen saß und spielte, da fiel meine goldene Kugel ins Wasser. Und weil ich so weinte, hat sie der Frosch wieder heraufgeholt, und weil er es durchaus verlangte, so versprach ich ihm, er sollte mein Geselle werden. Nun ist er draußen und will zu mir herein.“ Da sagte der König: „Was du versprochen hast, das musst du auch halten, geh nur und mach ihm auf.“
Sie ging und öffnete die Türe, da hüpfte der Frosch auf seinem Wockenfuß herein bis zu ihrem Stuhl. Als der Frosch endlich auf dem Tisch saß, sprach er: „Nun schieb mir dein goldenes Tellerlein näher, damit wir zusammen essen. Komm her, brich mir ein Stücklein vom Kuchen ab.“ Das tat sie zwar, aber man sah wohl, dass sie’s nicht gerne tat. Der Frosch ließ sich’s gut schmecken und trank aus dem goldenen Stürzebecher. Endlich sprach er: „Ich habe mich phantastisch satt gegessen und bin müde, nun trag mich in dein Kämmerlein und mach dein Bettlein zurecht, da wollen wir uns schlafen legen.“ Die Königstochter fing an zu weinen und fürchtete sich vor dem kalten Frosch. Der König aber ward zornig und sprach: “Wer dir geholfen hat, als du in der Not warst, den sollst du hernach nicht verachten.“ Da packte sie ihn mit zwei Fingern, trug ihn hinauf und setzte ihn in eine Ecke. Als sie aber im Bett lag, kam er gekrochen und sprach: „Ich bin müde, ich will schlafen so gut wie du: heb mich herauf oder ich sag’s deinem Vater.“ Da ward sie erst bitterböse, holte ihn herauf und warf ihn aus allen Kräften an die Wand, dass sogar die Bilder schepperthen. „Nun wirst du Ruhe haben, du garstiger Frosch.“
Als er aber herabfiel, war er kein Frosch, sondern ein Königssohn mit schönen und klugen Augen. Der war nun nach ihres Vaters Willen ihr lieber Geselle und Gemahl. Darauf sagte die Königstochter: „Nun bin ich selig, Mann, aber wer bist du?“ Da erzählte er ihr, er wäre von einer bösen Hexe aus Rochlitz verwünscht worden. Niemand hätte ihn aus dem Brunnen erlösern können als sie allein und morgen wollten sie zusammen in sein Reich gehen. Dann schliefen sie ein und am anderen Morgen kam eine Kutsche herangefahren, mit acht weißen Pferden bespannt, und der Kutscher Nitzschke brachte das Paar zur Hochzeit nach Marendorf. Dort sangen ihnen zu Ehren alle Kinder der „Marzahner Promenaden-Mischung“.
(Geschrieben und vorgetragen von B. Engling unter Verwendung der Namen aller Chorkinder und Erwachsenen der Marzahner Promenaden-Mischung zur Chorweihnachtsfeier am 20.12.2023)