Aus der Berliner Zeitung Marzahn-Hellersdorf-Rundschau vom 24.03.1997
Marzahn will ins Internet/Bezirksamt muß sich zwischen drei Anbieter-Modellen entscheiden
Marzahn. Ab Mai soll Marzahn auch offiziell im Internet vertreten sein. Einen entsprechenden Beschluß, der die Einzelheiten regelt, will das Bezirksamt im April treffen. Drei Anbietermodelle stehen zur Wahl.
Die aussichtsreichste Variante bietet der Senat mit seinem Berlin-Programm an. Dort präsentiert sich seit Jahren die Hauptstadt als Metropole von Welt. Mittlerweile sind rund 6 000 Seiten von Internetnutzern abrufbar. Auch die Bezirke bleiben nicht ausgespart – sie sind allerdings nur in knapper Form vertreten und zum Teil mit Zahlen, die veralteten statistischen Jahrbüchern entstammen. Die Vorteile einer möglichen Zusammenarbeit für Marzahn: die technischen Voraussetzungen sind perfekt, die Unterstützung des Senats ist sicher. Der Nachteil: Neben Marzahn stehen im Internet 22 weitere Bezirke; die Exklusivität ist verloren.
Als „sehr gelungen“ bezeichnen Experten übereinstimmend die aufwendige Variante des Biesdorfers Holger Arnhold. Der Journalist legt viel Wert auf die Art und Weise der Informationsdarbietung, denn Optik und Effekte sind nicht zu unterschätzende Vorteile von Internet-Seiten. Allerdings: Arnholds Modell ist nicht gerade billig. … Als nachteilig gilt auch, daß sein Entwurf bisher nur als ein Rahmen vorliegt, der erst noch gefüllt werden muß.
Diese Sorgen hat die private Homepage „Linie 7“ – benannt nach der S-Bahn-Strecke Richtung Ahrensfelde – nicht. Sie wurde vor etwa einem Jahr von dem Marzahner Frank Wassmuth und einigen Freunden mit dem Ziel ins Leben gerufen, die Vorurteile über den Neubaubezirk zu entkräften. … Praktisch von „unten“ wollen sie Marzahn als liebenswerten Bezirk darstellen.
„Wir bieten beispielsweise allen Marzahner Vereinen die Möglichkeit, sich kostenlos im Internet zu präsentieren“, sagt Heidemann. Er ist seit Februar dabei und widmet sich dieser Seite des Lebens in Marzahn. Vom Städtepartnerschaftsverein über die „Spielplatzinitiative e.V.“ bis zur IG Damespiel griffen bereits eine Reihe kleinerer und größerer Vereine das Angebot auf. Seit Anfang März ist auch die „Promenadenmischung“, ein Kinderchor, dabei, der unter anderen die Termine für bevorstehende Auftritte mitteilt.“ Grundprinzip sollte sein, daß jeder seine Seiten selbst aktualisiert“, so Heidemann. …
Vieles steckt noch in den Anfängen, doch einen Vorteil hat das private Internet-Programm mit Sicherheit: Es wird mit Herz gemacht. … Allerdings wird es immer auf Freiwilligkeit beruhen – mit allen Gefahren. Ein Nachteil bliebe zudem die Außenseiterrolle unter den Berliner Bezirken.
So wird wahrscheinlich die Entscheidung des Bezirksamtes davon abhängen, inwieweit das Senatsprogramm den Marzahner Vorstellungen entgegenkommt. Ein Risiko werden der Bürgermeister und seine Stadtratskollegen nicht eingehen wollen. …
Jürgen Schwenkenbecher